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Wednesday, July 22, 2020

QAnon - Twitter dreht Pro-Trump-Verschwörungskult den Saft ab - Netzpolitik.org

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Twitter hat angekündigt, gegen Vertreter:innen der QAnon-Verschwörungserzählung auf seiner Plattform vorzugehen. Hintergrund sind zahlreiche Vorfälle in Form von Belästigungen, Hassrede und Desinformation.

Das Unternehmen begründet den Schritt damit, dass die Aktivitäten aus der QAnon-Szene auch offline für Schäden sorgen würden. Laut einer Sprecherin hat Twitter in den letzten Wochen etwa 7.000 Accounts gesperrt, weitere 150.000 sind von einer Art Reichweitenbegrenzung betroffen.

Reichweite drosseln

Twitter will nicht nur Accounts permanent sperren, die gegen die Multi-Account-Regelung verstoßen, sondern auch solche, die koordiniert gegen Personen vorgehen und sich an sogenanntem Swarming beteiligen, bei dem Menschen belästigt und eingeschüchtert werden. Gegenüber CNBC sagte eine Sprecherin, dass hier eine Neubewertung von QAnon vorgenommen worden sei, sich diese Policy aber auch gegen andere Gruppen richten könnte, die vor allem durch gezielte Belästigung motiviert seien.

Weitere Maßnahmen gegen die Verschwörungsanhänger richten sich vor allem gegen deren Sichtbarkeit: So sollen QAnon-Theorien weder in Trends noch Empfehlungen vorkommen und bei der Suche und Konversationen „nicht hervorgehoben“ werden. Links zu QAnon-Inhalten sollen auf der Plattform nicht mehr geteilt werden können.

Dem US-Präsidenten Trump könnte durch die Maßnahmen auf Twitter eine äußerst aktive User-Basis im Wahlkampf wegbrechen, da es Überschneidungen zwischen seiner Kern- und der Verschwörungsanhängerschaft gibt.

Bis in den Mainstream hinein

Die rechtsradikale Verschwörungsideologie rund um QAnon, die religiöse Züge hat, wird in einem Artikel in The Atlantic umfassend beschrieben. Eine Kernthese der Ideologie ist, dass US-Präsident Trump auserwählt sei, einem von Demokraten dominierten tiefen Staat in einem Kampf zwischen Gut und Böse die Stirn zu bieten. Die Verschwörungsideologie trägt wie so viele Verschwörungserzählungen antisemitische Züge. Sie hat ihre Wurzeln unter anderem in Pizzagate.

Die krude Verschwörungserzählung ist mittlerweile in den rechten Mainstream geschwappt. Trump retweetete mehrfach QAnon-Accounts, mehrere Kandidat:innen der republikanischen Partei haben sich als Anhänger der Verschwörung zu erkennen gegeben. Bei Wahlveranstaltungen der Republikaner ist QAnon sichtbar in Form von Q-T-Shirts und anderen Devotionalien präsent. Trumps ehemaliger Sicherheitsberater Michael Flynn nahm jüngst in einem Video eindeutig Bezug zu QAnon. Durch die Corona-Krise hat QAnon wie andere Verschwörungserzählungen Aufwind bekommen.

Aus dem Umfeld von Anhänger:innen des Kultes gab es schon mehrere bewaffnete Zwischenfälle. Das FBI warnte im Jahr 2019, dass Verschwörungstheorien wie QAnon zu inländischem Terrorismus führen könnten.

Die Macht der Plattformen

Twitters Aktion gegen QAnon reiht sich ein in Maßnahmen, die unterschiedliche Plattformen in den letzten Wochen im Hinblick auf Rassismus, Belästigung und Hassrede ergriffen haben.

Diese Maßnahmen zeigen deutlich, welche Macht heute private Plattformen für die Sichtbarkeit bestimmter Inhalte haben. Instrumente wie der Ausschluss aus Trends und Empfehlungen oder eine Benachteiligung bei der Suche sind dabei meist nicht transparent und unterliegen der Auslegung von privaten Unternehmen wie Twitter, die für die öffentliche Meinungsbildung und die globale Informationsverbreitung allerdings elementare Plattformen zur Verfügung stellen.

Bei Sperrungen von Accounts können sich Betroffene nur sehr schwer (juristisch) wehren und es gibt keine vernünftigen Widerspruchs- und Einspruchsmechanismen auf den Plattformen selbst. Wer fälschlicherweise von einem der Netzwerke ausgeschlossen wird, hat nur wenig Chancen, seinen Account wieder zu bekommen. Dabei sind falsche, kontextlose und unbegründete Sperrungen bei den Plattformen an der Tagesordnung, auch bei Twitter.




July 22, 2020 at 01:39PM
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